Qualität … es ist mir eine Freude für Sie zu kochen

Qualität (lat. qualitas), ein Wort mit so vielen Bedeutungen, Wahrnehmungen und Interpretationen. Messen und vergleichen, ein erster guter Ansatz. Qualität, schon so lange historisch im Bewusstsein. Für mich zeigt sich Qualität wunderbar und einfach am Beispiel des Kochens und der Cuisine.

Bereits im ersten in Deutschland gedruckten Kochbuch von Marx Rumpolt (1581) wird unter anderem über den richtigen Einkauf, die Organisation, die Qualifikation des Personals sowie von Ordnungs- und Hygieneanweisungen für die Küche gesprochen. Was die einzelnen Definitionen von Qualität anbelangt, wird im Kontext der Geschichte zukünftig berichtet.

Bevor ich auf die Demings, Ohnos oder Sutherlands dieser Welt komme – und ich schätze diese Personen wirklich sehr – möchte ich bei der Küchen- und Kochwelt bleiben. Das Tantris in München ist in Deutschland eine absolute Kultstätte und seit über 50 Jahren auf internationalem Spitzenniveau. Eckart Witzigmann war bei der Gründung mit dabei und sieben Jahre lang Chef, gefolgt von Heinz Winkler, der 13 Jahre lang das Zepter innen hatte. Hans Haas prägte das Tantris 30 Jahre lang (versehen mit zwei Michelin Sternen) und hat das Restaurant als „Gast-Haus“ bezeichnet. Ja, Sie haben richtig gelesen, ein Gast-Haus! Für Hans Haas steht der Kunde im Mittelpunkt. Und das sollte er auch bei unserem Tun und Wirken sein, im Mittelpunkt stehen. Ich hatte das sehr große Vergnügen, im Tantris zweimal Gast zu sein, zusammen mit meinen Freunden. Ein Erlebnis, das prägt. Und Hans Haas schrieb mir zum Andenken auf meine Speisekarte … „es war mir eine Freude für Sie zu kochen.“

Und so möchte ich Qualität auch sehen … „es ist mir eine Freude für Sie zu arbeiten.“ Spaß bei der Arbeit und Sie als Kunde im Zentrum des Geschehens.

Vom Kunden zum Ursprung.

Wir machen einen Schritt zurück in die Vergangenheit, und zwar in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Hier entstand in Japan ein völlig neuer Ansatz für Operations Management, das weltberühmte TOYOTA Produktions-System von Taiichi Ohno oder auch lean production genannt. Natürlich ist das System nicht an einem Tag entstanden, sondern hat sich kontinuierlich (wir merken uns KVP) weiterentwickelt. Umrüstungen dauerten in den Jahren 1945 bis 1955 ca. 2-3 Stunden, 1962 (in dem Jahr bin ich übrigens geboren) im Hauptwerk nur noch 15 Minuten und 9 Jahre später nur noch 3 Minuten (Hauptwerk und Werk Motomachi). Alles was Toyota ausprobierte, hat auch nicht permanent zum Erfolg geführt, so z.B. das Paletten-kanban 1961. Versuch und Irrtum ist ein probates Mittel an Ergebnisse zu gelangen. Heute gibt es eine große Anzahl an Werkzeugen, um gute Vorhersagen zu treffen, aber auch die funktionieren nicht immer.

Viele Faktoren haben dazu beigetragen, dass lean production so eingeschlagen hat und die Automobilindustrie revolutionierte: Just-in-Time, Pull-system, 5S-Methode, andon, haka-yoke, kanban (1962 in der ganzen TOYOTA Welt eingeführt), SMED, poka-yoke, TPM, Zero defects, TQC, u.v.m.

Schlüssel ist das Thema „Verschwendung vermeiden (jap. Muda)“ und nur „value added“ zählt.

Gerne schule ich Sie oder Ihr Team in allen japanischen Erfolgsrezepten und führe alles unter dem KAIZEN-Umbrella zusammen.

Zurück. Was ist das Wichtige bei den Erkenntnissen von Herrn Ohno (29.02.1912 – 28.05.1990)? Der Kunde steht auch bei ihm im Mittelpunkt seines Handelns, ihn interessiert der MEHRWERT für den KUNDEN und in Japan spürbar, sogar auf die ganze Gesellschaft bezogen! Es ist die innere Einstellung, die Kultur und geht tiefgründig in die Selbstreflexion.

Für mich sind kontinuierliche Verbesserung und Innovation bis heute jung geblieben und Voraussetzung, dem Kunden das sogenannte „WOW-Erlebnis“ zu geben. Mein sehr guter Freund und Partner bei Vorlesungen, Herr Rémy Walter, hat mit seinen Kollegen bei GM Powertrain dazu den Begriff „Customer Enthusiasm“ eingeführt. Dieser „Kunden-Enthusiasmus“ hat mir so gut gefallen, dass ich ihn in unserer Vorlesung für Operations Management an der Schiller International University verwendet habe. 

Mehr finden Sie u.a. im Original-Buch von Taiichi Ohno: Das TOYOTA-Produktions-System. Natürlich sind sehr viele Bücher zu diesem Thema geschrieben worden, aber ich bin immer gerne erstmal beim Original. In meiner eigenen Studienzeit haben wir den Bestseller „The Machine That Changed The World“ von Womack, Jones und Roos auseinandergenommen. Deshalb hier in Reminiszenz aufgeführt. Keine Angst, wir werden auch zu ganz aktuellen Management-Methoden kommen! Mit all ihren Vor- und Nachteilen. 

Aber: Kenne deine Wurzeln, kenne die Geschichte und verstehe den Ursprung und die Zusammenhänge. Dann wird manchmal alles klar und einfach. 

Es erstaunt vielleicht, dass TEAM-work auch bei der exzeptionellen Erfolgsmethode aus Japan mit von entscheidender Rolle war. General MacArthur holte einen Statistiker und Verfechter der statistischen Qualitätskontrolle 1950 nach Japan, um bei der Reindustrialisierung des vom Krieg gezeichneten Landes zu helfen. Sein Name: Dr. William Edwards Deming. 

Herrn Dr. Deming gebührt zu Recht ein großer Teil des Verdienstes für die signifikante Verbesserung der Qualität japanischer Waren und Produkte. Der bereits 1951 gegründete Deming-Preis ist einer der ersten Qualitätspreise überhaupt und wird heute von der Japanese Union of Scientists and Engineers (JUSE) getragen. 

Wie üblich zählt der Prophet im eigenen Land oft wenig und so ist es nicht verwunderlich, dass Dr. Deming, respektive seine Erkenntnisse, erst im Jahr 1980 in den USA so richtig wahrgenommen wurden. Auslöser: die NBC-Dokumentation mit dem Titel If Japan can … Why can’t we? 1982 wurde sein berühmtes 14-Punkte-Programm für besseres Management unter dem Titel: Quality, Productivity, and Competitive Position (Cambridge, Mass.: MIT Press) veröffentlicht.

Yes we can … Honi soit qui mal y pense 😉 

Wir haben kurz Kaizen (jap.: Ky’zen) angesprochen. Das Wort besteht aus zwei Bestandteilen: a) „kai“ mit der Bedeutung  „Veränderung, Wandel“ und b) „zen“ mit dem Inhalt „zum Besseren“. Andrea Löhndorf beschreibt in Ihrem Buch Kintsugi – Die Kunst, schwierige Zeiten in Gold zu verwandeln, Kaizen als die Chance der kleinen Schritte. Das Buch ist übrigens sehr schön und entspannend geschrieben.

Kaizen gilt als integraler Bestandteil des Qualitätsmanagements. Und dieses Thema bearbeiten wir ja gerade. So können wir u.a. Prozesse oder Arbeitsabläufe in „regelmäßiger systematischer und faktischer Form hinterfragen und bewerten“ (Georg E. Weidner: Qualitätsmanagement). Gelandet sind wir jetzt beim sogenannten PDCA-Zyklus: Plan-Do-Check-Act. Er wird auch als Deming-Wheel oder Shewhart Cycle bezeichnet. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Deming Schüler von Walter A. Shewhart war, dem Begründer der statistischen Prozesslenkung.

Es gibt ein hervorragendes Buch von Hanns Blasius: Porsche – Toyota – General Electric – Gute Unternehmensführung in Deutschland, Japan und den USA. Dieses Buch beschreibt in kompetenter Art und Weise Philosophie, Leadership und Management der drei unterschiedlichen Welt-Regionen und Kulturen, zeigt Hintergründe auf und verweist auf die Unterschiede im Systemansatz. Hans Blasius war mein MBA Direktor und Mentor an der Schiller International University in Straßburg. Wichtig war sein Paradigmen-Wechsel. „Paradigma-Flexibilität bedeutet, offen gegenüber neuen Ideen zu sein. Paradigma-Flexibilität ist lernbar. Wer denken kann, der lernt daraus!“

Für heute schließen möchte ich mit einem Zitat – es passt hervorragend zu Kaizen und Qualitätsmanagement – von Leo N. Tolstoi: „Denn das liegt jetzt in meiner Macht: meinem Leben die Richtung auf das Gute zu geben!“ Frei nach dem Motto: Plan-Do-Check-Act.


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